Atelier Gespräch: Und alle so still: Sackgasse Patriarchat – Pflegenotstand – Schwesterliche Solidarität?

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater
3. April 2025, 18.00 Uhr
Hörsaal 101
Kath.-Theol. Fakultät, EG
Universitätsplatz 1
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit der Autorin Mareike Fallwickl, Regisseurin Susanne Schmelcher und dem Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis Jürgen Osterbrink (PMU Salzburg)
Vorstellungen: 5.4. / 11.4. / 20.4. / 25.4. / 1.5. / 2.5. / 13.5. / 18.5. / 28.5. / 31.5. / 1.6. / 6.6. / 11.6. / 15.6.
„In Österreich werden bis 2030 etwa 76.000 berufliche Pflegende fehlen, um den Versorgungsbedarf decken zu können. Eine Herausforderung, die kaum lösbar scheint“ –schreibt Jürgen Osterbrink in seinen 10 Salzburger Thesen zur Pflege. Mareike Fallwickl stellt die Care-Arbeit ins Zentrum ihres jüngsten Romans Und alle so still (2024). Nach Dunkelgrün fast schwarz (2019), Das Licht ist hier viel heller (2021) und Die Wut die bleibt (2022) entwirft sie eine alternative Wirklichkeit, in der sich Frauen im stillen Protest verweigern, sich auf den Boden legen und, völlig verausgabt, ihre Care-Aufgaben niederlegen – in der Familie wie im Gesundheitswesen. 2023 wurde Die Wut, die bleibt bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, nun bringt das Salzburger Landestheater die österreichische Erstaufführung von Und alle so still in einer Bühnenfassung von Frederike Bernau und Susanne Schmelcher auf die Bühne. Der Roman wird aus der Perspektive der drei Hauptfiguren, die aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen, erzählt: Elin, eine junge erfolgreiche Influencerin, Ruth, Mitte fünfzig, Pflegefachkraft im Krankenhaus, und Nuri, der, nachdem er die Schule abgebrochen hat, verschiedene Jobs ausübt. Dazu kommen eine Gebärmutter und eine Pistole …
Im Interview mit dem Rowohlt Verlag sagt Mareike Fallwickl: „Ich schaue mir die Welt an und schreibe über das, was uns zwar allen auffällt, worüber wir aber beharrlich schweigen. Ich will Ungerechtigkeiten sichtbar machen und für jene laut werden, denen wir nicht zuhören“. Jürgen Osterbrink fordert u.a. eine „Attraktivitätssteigerung für den Pflegeberuf“. Wo treffen sich Gesundheitsmanagement, Literatur und Theater? Speist sich die alternative Wirklichkeit aus dem Alltag von Frauen? Überspannt die Kunst den Bogen? Wie tief steckt das System in der Sackgasse?
Ausgehend von Susanne Schmelchers Regie-Ansatz: „… ein Stück von Menschen für Menschen“ mit Psychologie und Körperlichkeit erzählen, wollen wir im Atelier Gespräch der emotionalen Kraft der Kunst ebenso wie dem Appell zu solidarischem Handeln nachgehen. Mareike Fallwickl liest Passagen aus ihrem Roman.
Atelier Gespräch: Der Bart: ein Wohnzimmerstück am Wendepunkt der liberalen Welt

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg
11. März 2025, 18.30 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Jérôme Junod und dem Politikwissenschaftler Univ.-Prof. Dr. Robert Huber (Fachbereich Politikwissenschaft, Universität Salzburg)
Vorstellungen: 15.3. / 18.3. / 19.3. / 21.3. / 23.3. / 24.3. / 26.3. / 27.3. / 1.4. / 3.4. / 5.4. / 9.4. / 10.4. / 11.4. / 13.4. / 16.4. / 17.4. / 22.4.
Seit 2016 dreht sich unsere Welt um Populismus. Sowohl Donald Trumps Erfolg als auch das Brexit-Referendum werden häufig als zentrale Wendepunkte der liberalen Welt gesehen. In seinem Stück The Beard (ursprünglicher Titel: The Mullah of Downing Street, uraufgeführt 2019) beschwört der britisch-pakistanische Autor und Journalist Imran Yusuf auf beißend-satirische Weise den Abgesang auf den liberalen Westen.
Ruth, Kanzlerin oder Premierministerin einer westlichen Regierung steht vor der Wiederwahl, als sie erfährt, dass ihre Tochter zum Islam konvertiert ist. Als diese ihren Eltern den künftigen Schwiegersohn, den Imam Akhtar Ahmed, vorstellt, gerät deren Wohnzimmeridylle ins Wanken und Ruths Wahlkampf scheint verloren. Gespickt mit Peinlichkeiten, Tabus und politischen Unkorrektheiten schaukelt sich die Handlung zur populistischen Achterbahn auf, in der von Ausländerfeindlichkeit und Inklusion, bis Klimaschutz, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sämtliche brisante Themen und Debatten aufblitzen. Die Politik argumentiert, wie es opportun erscheint, beliebig austauschbare Slogans künden den Bankrott liberaler Werte. So verwundert es nicht, wenn sich Konflikte in (scheinbar) theatralem Wohlgefallen auflösen, während sich der Imam als Profiteur eines irre gewordenen Mediensystems entpuppt.
Aber was ist Populismus und wieso ist er so erfolgreich? Warum finden Menschen einfache Lösungen, einen direkteren Politikstil aber auch einen Schwarz-Weiß-Blick auf die Politik so attraktiv? Und warum bröckeln liberale Demokratien unter dem populistischen Druck? Unter diesem Blickwinkel nähern wir uns im Atelier Gespräch der deutschsprachigen Erstaufführung von Imran Yusufs Zeitsatire in der Regie von Jérôme Junod.
Die Atelier Gespräche laden auch im Sommersemester 2025 wieder zu spannenden Begegnungen ein.
NEUERSCHEINUNG: KREATIVITÄT: SCHÖPFERISCHER WILLE UND (ÜBER-)LEBENSSTRATEGIE, Hg. Sabine Coelsch-Foisner
Die erfolgreiche ARGE Kulturelle Dynamiken | Cultural Dynamics der ÖFG unter Leitung von Sabine Coelsch-Foisner feiert mit Band 41 in der Reihe Wissenschaft und Kunst ihren Abschluss. Mit über 100 renommierten Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus 16 Nationen und über 70 Dissertant*innen, die ihre Ideen und Erkenntnisse in diese interdisziplinäre Denkwerkstatt eingebracht haben, blickt die ARGE auf ein produktives Jahrzehnt (2012-2023) und widmet sich nun der Schlüsselfrage nach Kreativität als Kunstprinzip, kulturellem Phänomen und genuinem Prinzip der Existenz.
Mit Beiträgen von: Sabine Coelsch-Foisner, Jürgen Mittelstraß, Sabine Schindler, Thomas Reiter, Franz X. Heinz, Mariacarla Gadebusch Bondio, Hans Förstl, Elisabeth Gutjahr, Almut Köster, Gerhard Speckbacher, Franziska Strohmayr, Nico Weiss, Guido Kucsko, Wolfgang Welsch, Alexander Polzin zielt der Band auf prekäre Gegenwartsthemen zwischen Welterschaffung und Welterhaltung, Individuum und Gemeinschaft.
Mehr:
Als Begriff für beobachtete Phänomene in Kultur und Natur – für das Sprunghafte, Dynamische, Unvorhersehbare – scheint sich Kreativität der Prognose und der Logik zu entziehen. Angesichts dieser radikalen Offenheit zielen die Erklärungsansätze auf prekäre Gegenwartsthemen zwischen Welterschaffung und Welterhaltung, Individuum und Gemeinschaft: das Verhältnis von biologischer Evolution und menschlicher Kreativität im Kampf gegen Viren, die Bedeutung von Alertheit und Ästhetik bei Evidenzmangel am Beispiel von Long-COVID, Überraschungen in der Erforschung des Universums, das Verhältnis von Schöpfungsmythen und Kunst, die Bedeutung immaterialrechtlicher Schutzsysteme, und das Risiko des Scheiterns am Beispiel der übersteigerten Ambition eines vergessenen Kantkritikers. In diesem Spannungsfeld zwischen radikalem Konstruktivismus und radikalem Prädeterminismus fordern künstlerische Selbstreflexion und die Synergien von Wissenschaft und Kunst erhöhte Aufmerksamkeit – was nicht zuletzt die Vielfalt an Disziplinen sowie wissenschaftlichen und künstlerischen Formaten, wie Daumenkino, Cartoon, Kurzprosa, Gespräch und virtuelles interview, in acht Buchpublikationen belegt.
Production Archives: A new open-access special collection from the Open Library of Humanities!
We are proud to announce the launch of Production Archives, an exciting, cutting-edge special collection published by a world-leading open-access publisher, the Open Library of Humanities. Production Archives breaks new ground through its innovative transdisciplinary approach to cultural productions and their archives.

Through first-rate scholarship by leading cultural critics, practitioners and archivists, the collection refocuses the critical lens to consider not only the audience-facing ‘auteurs’ and ‘on-stage’ end-products of cultural practice, but also the material processes, collaborative labours and economic contexts of culture’s production and archiving.
To further sharpen the debates that the collection initiates between Cultural Production Studies and Archive Studies, Production Archives provides 3 separate but theoretically interrelated forums:
The distinct focus of each forum empowers contributors to explore the archived knowledges, testimonies and material objects of cultural production across fields, media, genres, receptions, historical contexts and sites of intercultural encounter and exchange.
- Puppets for Action draws new scholarly attention to the mechanics, materials, histories and contexts of puppet or marionette productions and their archives across high/middle/lowbrow genres and formats. By taking a fresh approach to this critically neglected but culturally rich and historically significant performance art, this forum will demonstrate the vitality of puppetry to pressing 21st-century theoretical, philosophical and political debates. Read the full call for papers here.
- Production Contexts sifts through the variously archived and exhibited material traces of creative labour to trace new histories and create new knowledges about the formations and transformations of cultural practices and industries beyond the page, stage, or screen. By extending its purview to material production, manual labour, waste disposal and other market activities that are contingent upon a given cultural production (although rarely conceptualised as part of that event itself), this forum will reframe and re-energise critical approaches to the significance of the economic, technological, socio-political, institutional and organizational contexts of cultural production. Read the full call for papers here.
- Archival Practices interrogates the institutions and practices of curation and conservation in archives, museums, exhibitions, performances and the digital humanities to demonstrate how the detritus of cultural production reaches into multiple, interconnected areas of life and society in ways that carry profound ethical, ecological, economic, technological and political implications for the 21st century. Read the full call for papers here.
This Open Library of Humanities special collection is edited by Prof. Sabine Coelsch-Foisner (editor-in-chief), Prof. Vicky Angelaki, Dr. Paul Fagan, and Prof. Roger Luckhurst. Submissions should be made online here. In the collection’s spirit of open-access collaboration, we look forward to reading your submissions and to sharing the published articles with you.