Wintersemester 2024/25

Atelier Gespräch: Orpheus und Puppen – mythischer Urgrund der Oper

Bild: Sujet Mozartwoche 2025 © Stiftung Mozarteum Salzburg
Bild: Sujet Mozartwoche 2025 © Stiftung Mozarteum Salzburg

20. Jänner 2025, 18.00 Uhr
HS E.004, Unipark
Erzabt-Klotz-Straße 1

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Nikolaus Habjan

Vorstellungen: 24.1. / 26.1. / 31.1.

Claudio Monteverdis L’Orfeo, 1607 im herzoglichen Palast in Mantua uraufgeführt, wird gemeinhin als ‚Ur-Oper‘ bezeichnet. Kein mythischer Held entsprach der um 1600 in Florenz neu entstandenen musikdramatischen Kunstform mit durchgängigem Gesang mehr denn der Halbgott Orpheus. Seine magische Sangeskunst überstrahlt die Klänge der Sirenen,
erwirkt die Erlaubnis der Götter, in die Unterwelt hinabzusteigen, und rührt Persephone und Hades. Doch Orpheus verliert Eurydike abermals, als er verbotenerweise nach ihr zurückblickt. Im Orpheus-Mythos erfährt die Oper ihre Legitimation, denn die Texte erzählten, wie Carolyn Abbate und Roger Parker festhalten, „Geschichten von Nymphen, Schafhirten und Halbgöttern, die in Zaubergärten oder fantastischen ländlichen Paradiesen lebten, Figuren, die so realitätsfern waren, dass man sich nicht wundern würde, wenn sie ihre Texte sangen.“ [1] Was liegt näher, als diese nicht-mimetische Kunstform mit Kunstwesen zu bestücken? Nach der Fadenpuppenproduktion und aufwendigen Maschinerie des Mailänder Marionettenensembles Carlo Colla e Figli bei den Pfingstfestspielen 2022, bietet die Mozartwoche 2025 nun mit einer gänzlich anderen Variante des Puppentheaters einen spannenden Gegenentwurf und ein weiteres ästhetisches Highlight dieser Sparte. Angelehnt an die gefeierte Inszenierung von Monteverdis L’Orfeo an der Semperoper Dresden (2023), versprechen Nikolaus Habjan (Regie), Rolando Villazón in der Titelrolle und Christina Pluhar (musikalische Leitung) mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata eine originelle szenische Umsetzung dieser favola in musica sowie Kunstgenuss auf höchstem Niveau.
Das Atelier Gespräch gibt Einblick in die mythischen Wurzeln der frühen Oper, ihre Bedeutung für die Zeitreise der Mozartwoche 2025: „Destination Mozart!“, und den szenischen
Fokus auf das Verhältnis von Mensch und Puppe. In der Salzburger Spieltradition mag auch diese Ausrichtung eine Annäherung zwischen Mozart und Monteverdi andeuten, legte doch
eine Mozart-Oper den Grundstein für die Wiederbelebung der Opern-Puppenbühne.


[1] Carolyn Abbate und Roger Parker, Eine Geschichte der Oper: Die letzten 400 Jahre. München: C.H. Beck, 2013. 68-9


Atelier Gespräch: Der Freischütz: Romantische Schaueroper der Superlative

Bild: Sujet Der Freischütz © Salzburger Landestheater/Tobias Witzgall
Bild: Sujet Der Freischütz © Salzburger Landestheater/Tobias Witzgall

18. November 2024, 17.00 Uhr
HS E.004, Unipark
Erzabt-Klotz-Straße 1

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Johannes Reitmeier und dem Musikalischen Leiter Leslie Suganandarajah

Vorstellungen: 2.11. / 9.11. / 15.11. / 24.11. / 28.11. / 30.11. / 4.12.

Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz, 1821 in Berlin uraufgeführt, hat derzeit Hochkonjunktur auf den großen Opernbühnen. Als Schlüsselwerk der deutschen Romantik bietet sie brisante Anknüpfungspunkte an die Gegenwart. Das betriff sowohl Webers musikdramatische Überzeugungskraft als auch Friedrich Kinds Libretto. Ängste und sozialer Druck lasten auf dem Einzelnen, als die idyllische (und engstirnige) Ordnung eines böhmischen Dorfs kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg mit dem Fremden konfrontiert wird. In Gestalt eines (teuflischen) Verführers und Doppelgängers, der Sieg und Erfolg verspricht, macht sich das Unheimliche breit, und die Waldschlucht zur Geisterstunde liefert mit gespenstischem Chor und aufgeregt agierendem Orchester einen Paradeschauplatz für ein Schauer-Abenteuer der Superlative und ist zugleich Symbol für erschütternde Naturereignisse, die jenseits der menschlichen Kontrolle liegen. Die Beschreibung im Libretto ist paradigmatisch: bleicher Vollmond, stürzender Wasserfall, Blitzschlag, Nachtvögel, etc. In diesem Szenario gießt Max die magischen Freikugeln, die ihn dem Teufel ausliefern sollen.
Max liebt Agathe, die Tochter des Erbförsters, und sie liebt ihn, doch um sich ihrer würdig zu erweisen, muss er beim Probeschießen treffen. Da ihn das Jagdglück in letzter Zeit verlassen hat, wird er leichte Beute für Kaspar, der mit dem Teufel im Bund steht. Mit den gegossenen Freikugeln trifft Max, doch die letzte Kugel wird vom Bösen gelenkt. Es bedarf der Intervention höherer Mächte, um diese von Agathe auf Kaspar umzuleiten und die Liebe der beiden über gesellschaftliche Zwänge triumphieren zu lassen. Johannes Reitmeier, langjähriger Intendant des Innsbrucker Landestheaters und mit dem Österreichischen Musiktheaterpreis 2020 ausgezeichnet, inszeniert diese Paradeoper der deutschen Romantik in der Felsenreitschule.


Atelier Gespräch: FOKUS Fadenpuppe – Wink des Göttlichen, Garant unseres Menschseins oder animierter Müll?

Bild: Romeo und Julia © Salzburger Marionettentheater
Bild: Romeo und Julia © Salzburger Marionettentheater

anlässlich des 1. Festivals des Salzburger Marionettentheaters 24.-27.10.2024 zu seinem 111-jährigen Bestehen

23. Oktober 2024, 19.00 Uhr
Salzburger Marionettentheater
Schwarzstraße 24

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter Philippe Brunner, dem Regisseur Thomas Reichert, dem Philosophen Dr. Aloysius Ventham
(Fachbereich Philosophie, Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Salzburg) und dem Philosophen und
Psychotherapeuten Univ.-Prof. Dr. Emmanuel J. Bauer (Fachbereich Philosophie, Kath.-Theol. Fakultät, Universität Salzburg)

Angesichts der langen Tradition des Salzburger Marionettentheaters und der Auszeichnung seiner Spieltechnik als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe, verspricht das Puppets! Festival zum 111-jährigen Jubiläum ein hochkarätiges Highlight im Salzburger Kulturkalender. Mit WissenschaftlerInnen, Intendanz und Mitwirkenden des Festivals wirft das Atelier Gespräch brisante transdisziplinäre Perspektiven auf die Fadenpuppe im 21. Jahrhundert. Ausgehend vom platonischen Topos von der Drahtpuppe im Dialog Nomoi 716 und Kleists essayistischer Erzählung „Über das Marionettentheater“ (1810) werden Themen wie Identität, das Mensch-Maschine Verhältnis, die Dualität von Objekt und Subjekt, sowie die Freiheit des Menschen erörtert. Sind unsere ‚freien‘ Entscheidungen vielleicht nur Puppen an den Fäden genetischer und biologischer Mechanismen?

Die Ausstellungseröffnung zur Neuproduktion von Shakespeares Tragödie Romeo und Julia bietet zudem Anlass, die Praxeologie des illusionistischen Marionettentheaters zu befragen. Denn als Charakter ist die Puppe eine Illusion, und als fremdgesteuertes Objekt, dessen Bewegungen dennoch den Eindruck zweckgerichteter Handlungen erwecken, eine Herausforderung für Handlungstheorien. Wie wird in der Regie von Thomas Reichert das Verhältnis zwischen der Ökonomie der Marionette und der für die Tragödie erforderlichen Plausibilität verhandelt?

Sabine Coelsch-Foisner und Lisa Nais (Hg.), In the Beginning Were Puppets: Towards a Poetics of Puppetry, Wissenschaft und Kunst 39. Heidelberg: Winter, 2023
Emmanuel J. Bauer (Hg.), Freiheit in philosophischer, neurowissenschaftlicher und psychotherapeutischer Perspektive. München: Wilhelm Fink, 2007


Atelier Gespräch: Viva la Vida! Eine getanzte Hommage an Frida Kahlo anlässlich der Produktion Fridas Welt

Bild: Sujet Fridas Welt © Salzburger Landestheater/Christian Krautzberger
Bild: Sujet Fridas Welt © Salzburger Landestheater/Christian Krautzberger

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

18. Oktober 2024, 17.00 Uhr
HS E.003, Unipark
Erzabt-Klotz-Straße 1

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Ballettdirektor und Choreografen Reginaldo Oliveira, der Dramaturgin Maren Zimmermann, dem Ausstatter Matthias Kronfuss, dem Manager der Ballettkompanie Armin Frauenschuh und dem Psychologen Univ.-Prof. Dr. Thomas Probst mit Team (Fachbereich Psychologie, Leiter der Abteilung Psychotherapie und Psychotherapieforschung, Universität Salzburg)

Vorstellungen: 19.10. / 23.10. / 26.10. / 17.12. / 4.1. / 8.1. / 14.1. / 15.1. / 21.1. / 9.2. / 13.2. / 14.2. / 16.5. / 29.5. / 30.5. / 5.6.

Einsam, tragisch, lebenshungrig – Frida Kahlo (1907-1954) ist die bedeutendste Künstlerin Mexikos und eine der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts. An ihrem Frei- und Anderssein kommt keine kritische oder kreative Auseinandersetzung mit Frida Kahlos Werk vorbei. Ihre Bilder haben Kultstatus erlangt, ihre Biographie ist der Stoff, aus dem die Mythen sind: Als Kind erkrankte Frida Kahlo an Kinderlähmung; mit 18 erlitt sie bei einem verheerenden Busunglück eine Fraktur des Rückgrats; die Folge waren 22 Operationen, eine Fehlgeburt, Kinderlosigkeit und die Amputation eines Beins; ihre Ehe mit dem um 20 Jahre älteren Muralisten Diego Rivera war geprägt von stürmischen Kämpfen, Affären und Alkohol, aber auch vom gemeinsamen politischen Engagement für den Kommunismus. Frida Kahlos kurzes Leben wurde zur Kunst. Sie war getrieben von einer unvergleichlichen Vitalität, die sich in obsessiven Selbstdarstellungen, revolutionärem Eifer und im feurigen Bekenntnis zu ihrer mexikanischen Identität niederschlug. Frida Kahlo malte ihre Wirklichkeit ohne Scham und ohne Zugeständnisse an Stilrichtungen, wenngleich die Farbintensität, Formenfülle und Symboldichte ihrer Bilder fantastische, magisch-realistische und surreale, sowie naive und folkloristische Elemente erkennen lassen und an die alten Indiokulturen ebenso wie an den Jugendstil erinnern.

Wie wird das Tanztheater Frida Kahlos gefärbter Welt gerecht? Was erzählen ihre Bilder? Was wissen wir über die Verbindung von Leid und Kreativität? Kann Kunst trösten, heilen? Im Verbund von Psychologie, Psychotherapie, Tanz, Choreografie, Dramaturgie und Ausstattung spürt das Atelier Gespräch diesen Zusammenhängen nach.


Atelier Gespräch: Nathan der Weise – Toleranz wider Willen

Bild: Sujet Nathan der Weise © Schauspielhaus Salzburg/Chris Rogl
Bild: Sujet Nathan der Weise © Schauspielhaus Salzburg/Chris Rogl

2. Oktober 2024, 18.00 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Jérôme Junod und dem Rechtsphilosophen Stephan Kirste (Fachbereich Völkerrecht, Europarecht und Grundlagen des Rechts, Rechts- und Sozialphilosophie, Universität Salzburg)

Im Anschluss um 19:30 Uhr findet eine Vorstellung statt. Tickets dafür können Sie im Kartenbüro des Schauspielhauses reservieren: +43 662 808585

Vorstellungen: 19.9. / 22.9. / 24.9. / 26.9. / 28.9. /30.9. / 2.10. / 3.10. / 4.10. / 6.10. / 7.10. / 9.10. / 11.10. / 12.10. / 15.10. / 17.10. / 18.10. / 25.3. / 27.3. / 28.3. / 29.3. / 31.3. / 2.4. / 3.4. / 4.4. / 6.4. / 8.4. / 9.4.

Nathan der Weise, ein fünfaktiges Ideendrama, wurde 1779 veröffentlicht und 1783 in Berlin uraufgeführt. Es ist Gotthold Ephraim Lessings (1729 – 1781) letztes Werk und spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts zur Zeit des dritten Kreuzzugs, als gerade Waffenstillstand herrscht. Im Mittelpunkt steht der reiche jüdische Händler Nathan, dessen Pflegetochter Recha von einem jungen christlichen Tempelherrn aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet worden ist. Dieser wiederum verdankt sein Leben dem muslimischen Herrscher Jerusalems, Sultan Saladin, der ihn als einzigen von zwanzig Gefangenen begnadigt hat, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sieht … Gelingt das Miteinander von Christen, Muslimen und Juden? Was sind die Voraussetzungen und die Konsequenzen des Toleranzgedankens, der in der Ringparabel im dritten Akt bildlich Ausdruck findet?

Als Lessing den Nathan schrieb, versuchte er sich damit gegen staatliche und kirchliche Zensurversuche zur Wehr zu setzen und verfasste einen bis heute ebenso aktuellen wie bestürzenden Entwurf einer utopischen Gesellschaft der Aufklärung und Toleranz, ohne die Gefährdungen einer solchen Welt auszuklammern. „Religion ist auch Partei“ – sagt der Tempelherr. Dieser Satz war im 18. Jahrhundert provokant und er ist es heute mehr denn je. Wie reagiert das Theater auf diese Provokation? Und wie lässt sich Nathans Erzählung von den drei Ringen, die dem jeweiligen Träger gleich viel Glück bringen sollen, sofern dieser daran glaubt – diese ‚europäische Toleranzidee‘* – auf aktuelle Forderungen nach Toleranz angesichts traumatischer Erfahrungen mit Intoleranz umlegen?

Sabine Coelsch-Foisner „Religion ist auch Partei“. In Atelier Gespräche I. Salzburg: Anton Pustet, 2011. 116-129

*Heinz Schmidinger, Toleranz – auch eine Geschichte Europas. Basel: Schwabe, 2024

Wintersemester 2023/24

Atelier Gespräch: Zwei Rivalen im Operngewand anlässlich der Marionettentheater-Produktion Mozart und Salieri bei der Mozartwoche 2024

Bild: Mozart und Salieri © Salzburger Marionettentheater
Bild: Mozart und Salieri © Salzburger Marionettentheater

In Kooperation mit dem Salzburger Marionettentheater, der Stiftung Mozarteum Salzburg und der Universität Mozarteum

15. Jänner 2024, 18.00 Uhr
Salzburger Marionettentheater
Schwarzstraße 24

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Univ.-Prof. Mag. Kai Röhrig (Dirigent), Matthias Bundschuh (Regie & Ausstattung) und dem künstlerischen Leiter des Salzburger Marionettentheaters Philippe Brunner

Den Videobeitrag zum Gespräch finden Sie hier.

Dass Konkurrenzen unter Künstler:innen der Kreativität eher zuträglich als von Nachteil sind, belegen viele Beispiele aus Musik und bildender Kunst. Dass sie die Fantasie der Nachwelt beflügeln, zeigen die Ausgestaltungen einer der wohl nachhaltigsten Rivalitäten in der Musikgeschichte – jener zwischen Mozart und dem italienischen Opernkomponisten Antonio Salieri, der sechs Jahre älter war als Mozart und ihn um 34 Jahre überlebte. 20 Jahre nach Mozarts Tod begannen Gerüchte zu kursieren, dass Mozart nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern von Salieri vergiftet worden sei. 1831 verfasste Alexander Puschkin darüber ein Versdrama, das Nikolai Rimski-Korsakow 1898 aufgriff und als Libretto für seine einaktige Oper in zwei Szenen Mozart und Salieri bearbeitete. Peter Shaffer war mit seinem Theaterstück Amadeus (uraufgeführt 1979) also keinesfalls der erste, der Salieri mit den Attributen eines missgünstigen Neiders ausstattete. Allerdings gibt es weder für den Giftmord noch für eine erbitterte Feindschaft zwischen Mozart und Salieri Beweise. Für Carolyn Abbate und Roger Parker steht jedenfalls fest: „… einen klareren Fall von Paranoia, die sich gegen die Rivalen von jenseits der Alpen richtete, kann man sich kaum  vorstellen.“[1]
Die Inszenierung unter der Regie von Matthias Bundschuh und der musikalischen Leitung von Kai Röhrig verspricht einen spannenden Blick auf die Beziehung der beiden Komponisten, tritt das Marionettentheater doch immer dann am wirkungsvollsten in Erscheinung, wenn es um Mythen, Archetypen und Legenden geht. Die Produktion setzt die bewährte Zusammenarbeit zwischen der Internationalen Stiftung Mozarteum und dem Salzburger Marionettentheater sowie der Universität Mozarteum fort.

[1] Eine Geschichte der Oper: Die letzten 400 Jahre (München: C.H. Beck, 2013), S. 226.

Atelier Gespräch: Mahlers Fünfte
anlässlich der Konzerte mit Giedrė Šlekytė: Ein Gesprächsporträt

Bild: Giedre Šlekyte © Nikola MilatovicIn Kooperation mit der Salzburger Kulturvereinigung

21. Dezember 2023, 18.00 Uhr
Fördererlounge, Großes Festspielhaus
Hofstallgasse 1

Sabine Coelsch-Foisner mit der Dirigentin Giedrė Šlekytė und dem künstlerischen Leiter der Salzburger Kulturvereinigung Thomas Heißbauer

Den Videobeitrag zum Gespräch finden Sie hier.

Die Salzburger Kulturvereinigung bringt für die Spielzeit 2023/24 zwei junge Gastdirigentinnen nach Salzburg – Giedrė Šlekytė (geboren in Litauen), die Mahlers Fünfte dirigieren wird, und Marie Jacquot (geboren in Frankreich). Giedrė Šlekytė ist Preisträgerin des Internationalen Malko-Dirigentenwettbewerbs und war 2018 als „Newcomer of the year“ bei den International Opera Awards nominiert. Marie Jacquot ist designierte Chefdirigentin des Royal Danish Theatre und erhielt 2021 eine Nominierung bei den International Opera Awards. Um Leben und Tod, Grauen und Erlösung in Mahlers Fünfter, um Operndirigate, und um die Leidenschaft an der Arbeit und an der Musik geht es im Gespräch mit Giedrė Šlekytė.

Atelier Gespräch: „Ich habe ihn nie getroffen“ anlässlich des Taschenopernfestivals 2023: „Ich mag Max Beckmann ... Sophie Calle und andere“

Bild: Sujet Taschenopernfestival 2023 © Taschenopernfestival 2023

In Kooperation mit dem Taschenopernfestival 2023 und Klang21

20. November 2023, 18.00 Uhr
HS 101, Universität Salzburg
Universitätsplatz 1

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter Thierry Bruehl, dem Dramaturgen und Komponisten Stephan Winkler, dem Schauspieler Daniel Sträßer und der Sopranistin und Schauspielerin Hasti Molavian

Taschenopernfestival 2023: 18. November bis 21. November 2023

Den Videobeitrag zum Gespräch finden Sie hier.

Dem Thema Selbstdarstellung widmet sich die 10. Auflage des Taschenopernfestivals 2023 und spannt einen kühnen Bogen zwischen Extremen: von den enthüllenden, kompromisslosen Selbstporträts des deutschen Malers und Grafikers Max Beckmann (1884 – 1950) über die Arbeiten der französischen Fotografin und Konzeptkünstlerin Sophie Calle (geb. 1953) bis zu den omnipräsenten Selbstinszenierungen durch Social Media. Zwischen Beckmanns Befragung der eigenen Identität und Sophie Calles ,wahren Geschichten‘ über Unbekannte, in deren Privatsphäre sie in ihren Kunstaktionen eindringt, eröffnen sich Dimensionen des Zur-Schau-Stellens, die aktueller denn je sind. Mit der Dichotomie von der Wahrung der Privatsphäre und der (un)gefilterten Selbstveröffentlichung auf TikTok, Instagram und Co. setzen sich die Komponist:innen Julia Míhaly, Oxana Omelchuk, Alvaro Carlevaro, Bernhard Gander und Stephan Winkler unter der musikalischen Leitung von Peter Rundel für das diesjährige Taschenopernfestival auseinander. Den Ausgangspunkt für das Atelier Gespräch bildet Calles schonungslose Bloßstellung eines Unbekannten, dessen Identität sie durch ein 1983 zufällig in Paris gefundenes Adressbuch detektivisch eruierte. Aus den Erzählungen der darin verzeichneten Personen entstand ein Porträt, das sie in der Tageszeitung Libération unter dem Titel „L‘Homme au carnet“ veröffentlichte. Welche Impulse gehen von solchen Verlautbarungen, vom heimlichen Nachspüren, vom Erzählen und vom Spiel mit der Öffentlichkeit auf zeitgenössisches Musiktheater aus?

Atelier Gespräch: „... und unser Sehnen schwinget sich empor zum Licht der Ewigkeit.“
Aida in der Felsenreitschule

Bild: Aida © Salzburger Landestheater/Anna-Maria Löffelberger

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

6. November 2023, 16.00 Uhr
Konferenzraum, Edmundsburg
Mönchsberg 2

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Andreas Gergen 

Den Videobeitrag zum Gespräch finden Sie hier.

Anders als Verdis Opern der späten 1860er Jahre Don Carlos und La forza del destino zeichnet Aida eine geradlinige Handlung aus. Angesiedelt im Zeitalter der Pharaonen und von einem französischen Ägyptologen ersonnen, erzählt sie die Geschichte einer großen Liebe. Der ägyptische Feldherr Radamès wird von der Königstochter Amneris geliebt, ist aber heimlich in Aida verliebt, die als Kriegsgefangene am ägyptischen Hof im Dienste von Amneris steht. Als Radamès die ägyptische Streitmacht siegreich gegen die Äthiopier führt, wird er zum Lohn mit Amneris verlobt. Für Radamès und Aida, die sich als Tochter des äthiopischen Königs erweist, entwickelt sich ein tödlicher Konflikt zwischen Pflicht und Liebe. Radamès vertraut Aida ein militärisches Geheimnis an, wird wegen Verrats zum Tode verurteilt und lebendig in eine Grabkammer unter dem Tempel eingemauert. Dort entdeckt er Aida, die sich entschlossen hat, mit ihm zu sterben. In einem zärtlichen Duett besingen die beiden die Verklärung ihrer Liebe. Aida war ein Auftragswerk für die Eröffnung des Kairoer Opernhauses (1871 uraufgeführt) und galt lange Zeit als Paradebeispiel der grand opéra. Bombastische Massenszenen und eine spektakuläre Bühnenwelt sorgten für effektvolles Theater und beflügelten das Kino der 50er Jahre. Im Zuge der postkolonialen Kunstkritik wurden neue Zugänge gesucht. Es bleibt mit Spannung zu erwarten, wie Andreas Gergen, der erst kürzlich für seine Mamma Mia! Inszenierung bei den Seefestspielen Mörbisch gefeiert wurde, an die populärste Oper des späten Verdi im magischen Bühnenraum der Felsenreitschule herangeht.

Atelier Gespräch: Jane Austen Revisited: Stolz und Vorurteil* (*oder so)

Bild: Stolz und Vorurteil* (*oder so) © Jil Goritschnig/Schauspielhaus Salzburg
Bild: Stolz und Vorurteil* (*oder so) © Jil Goritschnig/Schauspielhaus Salzburg

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

16. Oktober 2023, 18.00 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Jérôme Junod und der Schauspielerin Theresia Amstler

Mit den Kinoverfilmungen von Sense und Sensibility (1995) und Pride and Prejudice (2005) hat Jane Austen die Populärkultur erobert. 2018 geht Isobel McArthur einen großen Schritt weiter in ihrer Adaption von Pride and Prejudice, integriert Musikhits als Karaokesongs und gibt jenen eine Stimme, die in Austens Romanen nur im Hintergrund agieren – den Zimmermädchen. McArthurs Komödie Pride and Prejudice* (*sort of) landete einen Riesenerfolg in Glasgow (uraufgeführt am 1.9.2018 im Tron Theatre) und in der Folge am Westend. ‚Hilariously funny‘, ’smashingly smart‘ – die Theaterkritik schwärmte in den höchsten Tönen. 2022 wurde das Stück mit dem Laurence Olivier Award für die beste Komödie ausgezeichnet.

Was macht den latenten Snobismus von Austens Gesellschaftsporträt, die besorgte Mrs Bennet mit ihren fünf unverheirateten Töchtern Jane, Elizabeth, Mary, Kitty und Lydia, und die Chancen und Kalamitäten, die sich in Liebes- und Heiratssachen anbahnen, erneut so attraktiv für ein Breitenpublikum? Als Stück für 5 Schauspielerinnen, die 5 Zimmermädchen und 15 weitere Charaktere spielen, verspricht McArthurs Stolz und Vorurteil* (*oder so) nicht nur diskrete Einblicke ins Privatleben der Figuren und handfeste Kritik am Heiratsmarkt des 18. und 19. Jahrhunderts, sondern vor allem Tempo, Witz, einen Fundus an Regieeinfällen und jede Menge Spielfreude.

Sommersemester 2023

Atelier Gespräch: Vorhang auf! Theaterfotografie von Ruth Walz

Bild: Salome © Ruth Walz
Bild: Salome © Ruth Walz

In Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg

28. Juni 2023, 18.00 Uhr
Rupertinum (Altstadt)
Wiener-Philharmoniker-Gasse 9

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Direktor des Museum der Moderne Salzburg Harald Krejči den Kuratorinnen Barbara Herzog und Kerstin Stremmel

Den Videobeitrag zum Atelier Gespräch finden Sie hier. 

Wie kann eine fotografische Momentaufnahme die vielschichtigen Dynamiken, Kohärenzen und Spannungen eines Bühnengeschehens festhalten? Wie die Atmosphäre einfangen, die sich aus den vielen Parametern des Theaters – aus Körpern und Requisiten, Proxemik, Mimik, Kostüm, Licht etc. – ergibt, ohne deren Summe zu sein? Oder lässt sich die Antwort auf die Frage, wann Bühnenfotografie gelingt und welchen Ansprüchen sie zu genügen hat, genau darin verorten, dass Theater per se Vorhandenes auf immer neue Weise verbindet und zu immer Neuem transformiert? Theaterfotografie scheint das Unmögliche möglich zu machen, indem die stummen Bildmomente im Ensemble einer Ausstellung beim Rezipient_innen Assoziationen wecken, zu Reflexion anregen, emotional berühren – also genau das auslösen, was Theater zu leisten vermag. Mit einer Ausstellung der Fotografien von Ruth Walz lädt das Museum der Moderne Salzburg seine Besucher_innen ein, sich auf dieses Medium einzulassen, das uns nicht nur – dokumentarisch – Einblicke in vergangene, bestenfalls erinnerte Theaterproduktionen zu vermitteln vermag, sondern uns eine künstlerische Perspektive auf das Besondere von Momenten eröffnet, die wir als solche sonst nicht wahrnehmen. Ruth Walz ist eine Größe ihrer Sparte und bekannt durch ihre Tätigkeit an der Berliner Schaubühne in den 1970er und 80er-Jahren sowie durch ihre Arbeiten für die Salzburger Festspiele, vor allem für ihre langjährige Zusammenarbeit mit den Regisseuren Peter Stein, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy, Peter Sellars, Pierre Audi und Robert Wilson. Das Motto „Vorhang auf!“ ist also mehrdeutig: Es meint das Motiv des Vorhangs in Walz‘ Fotografien, die Erfahrung Theater mittels Fotografie, und eine neue Ära des Museum der Moderne Salzburg unter neuer Leitung.

Atelier Gespräch: L'Orfeo - Italienisches Puppentheaterjuwel bei den Pfingstfestspielen 2023

Bild: Marionette Orfeo © Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli
Bild: Marionette Orfeo © Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli

In Kooperation mit der Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli im Vorfeld der Pfingstfestspiele

25. Mai 2023, 16.00 Uhr
Konferenzraum, Edmundsburg
Mönchsberg 2

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Leiter der Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli Piero Corbella

Den Videobeitrag zum Atelier Gespräch finden Sie hier. 

Claudio Monteverdis Orfeo (1607) wird gemeinhin als ‚Ur-Oper‘ bezeichnet, wenngleich sie nicht die erste ihrer Gattung war. Kein mythischer Held entsprach der um 1600 in Florenz neu entstandenen musikdramatischen Kunstform mit durchgängigem Gesang mehr denn der Halbgott Orpheus. Seine magische Sangeskunst überstrahlt die Klänge der Sirenen, erwirkt die Erlaubnis der Götter, in die Unterwelt hinabzusteigen, und rührt Persephone und Hades. Doch Orpheus verliert Eurydike abermals, als er verbotenerweise nach ihr zurückblickt. Im Orpheus-Mythos erfährt die Oper ihre Legitimation, denn in den Anfängen dieser neuen Gattung erzählten die Texte, wie Abbate/Parker festhalten, „Geschichten von Nymphen, Schafhirten und Halbgöttern, die in Zaubergärten oder fantastischen ländlichen Paradiesen lebten, Figuren, die so realitätsfern waren, dass man  sich nicht wundern würde, wenn sie ihre Texte sangen.“[2] Was liegt näher, als diese Kunstform mit Kunstwesen darzustellen? Im Rahmen der Pfingstfestspiele gelangt Monteverdis Orfeo mit den Fadenpuppen des Marionettenensembles Carlo Colla e Figli aus Mailand, einer der ältesten Puppenspielergruppen Italiens, zur Aufführung. Man darf sich freuen auf diese favola in musica mit verblüffenden Showeffekten in barocker Theatermanier. Das Atelier Gespräch gibt Einblick in das Besondere der Carlo Colla Marionetten, der  Spielkunst und Bühnentechnik dieser Compagnie, sowie in ihre Werkstätten und das historische Archiv[3] in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Produktionsstätten des Teatro alla Scala. Geschichtsträchtiger Boden und erlesenes Bühnenspektakel!

[2] Carolyn Abbate und Roger Parker, Eine Geschichte der Oper: Die letzten 400 Jahre (München: C.H. Beck, 2013), S. 68-9.

[3] Piero Corbella, „Carlo Colla & Figli: A Marionette Company Blending Tradition and Innovation“, in: Sabine Coelsch-Foisner und Lisa Nais (Hg.), In the Beginning Were Puppets: Towards a Poetics of Puppetry, Wissenschaft und Kunst 39 (Heidelberg: Winter, 2023), S. 203-215.

Atelier Gespräch: Die Dreigroschenoper

Bild: Die Dreigroschenoper © Chris Rogl/Schauspielhaus Salzburg
Bild: Die Dreigroschenoper © Chris Rogl/Schauspielhaus Salzburg

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

16. Mai 2023, 18.00 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22

Mit dem Chefdramaturgen und Regisseur Jérôme Junod und Mitwirkenden der Produktion

Den Videobeitrag zum Atelier Gespräch finden Sie hier. 

Bertolt Brechts Die Dreigroschenoper (UA 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin) mit der Musik von Kurt Weill basiert auf John Gays The Beggar’s Opera (UA 1728 im Londoner Lincoln’s Inn Fields Theatre). Beide Stücke sind Meilensteine der Theaterkunst: Gay legt den Grundstein für die englische Balladenoper, die sich durch die Mischung von Sprechtheater und populären Gesängen von der hohen italienischen Oper abhob und gleichzeitig als Theatersatire ein Meisterwerk der englischen Aufklärung darstellt. Die Protagonisten sind Gangster, Bettler, Prostituierte – Aushängeschilder für die Missstände der Gesellschaft. Amüsant und politisch brisant zugleich, hat sich die Ballad opera mehr als Vorbild des Musicals denn als nachhaltige Konkurrenz zur Opera seria entwickelt. Die Wandlungsfähigkeit der Dreigroschenoper und ihre immerwährende Aktualität belegen Bearbeitungen des 20. Jahrhunderts von Benjamin Britten bis Václav Havel, vor allem Brechts eigene Adaptionen. Vor dem Hintergrund der Parodie und Karikatur einer aufgeklärten Gesellschaftssatire, dem ‚Epischen Theater‘ Brechts mit seiner kritischen Distanz zum Publikum, sowie der aufkommenden Massenunterhaltung in den „Goldenen 20ern“ der Weimarer Republik, darf mit Spannung erwartet werden, wie Brechts Aufbegehren in der Inszenierung von Regisseur Jérôme Junod und der musikalischen Leitung von Gernot Haslauer angesichts heutiger Krisen umgesetzt wird.

Atelier Gespräch: Jolanthe / Der Nussknacker - von der Kunst, die Welt zu träumen, wie sie ist

Bild: Jolanthe / Der Nussknacker © Christina Baumann-Canaval
Bild: Jolanthe / Der Nussknacker © Christina Baumann-Canaval

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

17. April 2023, 18.00 Uhr
HS E.003, Unipark
Erzabt-Klotz-Straße 1

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Chefdisponenten und Leiter der Abteilung Musiktheater Andreas Fladvad-Geier, dem Choreografen Reginaldo Oliveira und Tänzer_innen und Sänger_innen der Produktion

Den Videobeitrag zum Atelier Gespräch finden Sie hier. 

Die lyrische Oper Jolanthe und das Ballett Der Nussknacker, beides Werke des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893), wurden 1892 im Mariinski-Theater in Sank Petersburg uraufgeführt. Als Doppelabend konzipiert, werden sie heute selten gemeinsam gespielt, wenngleich beide Stücke vom Erwachsenwerden handeln und den Aufbruch in eine neue Welt signalisieren. Der Nussknacker erzählt einen Traum: Clara (hier Marie) hat zu Weihnachten einen Nussknacker geschenkt bekommen und träumt von einer Schlacht zwischen den vom Nussknacker angeführten Spielzeugsoldaten und dem Heer des Mäusekönigs. Als sie ihrem Nussknacker hilft, die Schlacht zu gewinnen, verwandelt sich dieser in einen Prinzen und nimmt sie mit ins Reich der Zuckerfee. Das Landestheater verwebt Maries Traum mit der Fantasiewelt der blinden Prinzessin Jolanthe, die geheilt wird, als sie der zukünftige Geliebte, gegen den Willen ihres Vaters König René, über ihre Blindheit aufklärt. Dopplung oder Gegenwelt? Jolanthe, die Maries Abenteuer lebendig werden lässt und selbst zu neuem Leben erwacht, eröffnet zweifellos Spielraum für subtile ästhetische und psychologische Auslegungen.

Atelier Gespräch: Dr. Seuss und das Anthropozän: Der Lorax

Bild: Der Lorax © Anna-Maria Löffelberger

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

20. März 2023, 16.00 Uhr
Konferenzraum, Edmundsburg
Mönchsberg 2

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Richard Panzenböck und der Bühnen- und Kostümbildnerin Geraldine Massing

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Der amerikanische Kinderbuchautor und Cartoonzeichner Theodor Seuss Geisel (1904-1991), bekannt als Dr. Seuss, gehört zu den meistgelesenen englischsprachigen Kinderbuchautoren. Auf unnachahmliche Weise gelingt es ihm, die Welt surreal-grotesk zu übersteigern, zu verzerren oder fantasievoll auf den Kopf zu stellen, um den Funken Wahrheit aus ihr herauszuschütteln und seinen kleinen Leser_innen Mut zu machen und Selbstvertrauen und Zuversicht zu geben. Geschichte um Geschichte entwirft er aberwitzige Szenarien und Begegnungen mit skurrilen Gestalten, die menschliche Lebens- und Verhaltensweisen aufdecken, ohne zu verletzen oder anzuprangern – ob in The Cat in the Hat, The Sneetches oder Oh, the Places You’ll Go! Eine besonders brisante Anleitung zu eigenverantwortlichem Denken bietet Der Lorax, eine Erzählung vom Plastik-Planeten Erde und dem verlorenen Paradies Natur. Die abenteuerliche Reise des kleinen Andrea in die Vergangenheit soll freilich einem großen Adressatenkreis die Notwendigkeit ökologisch verantwortungsvollen Handelns vor Augen führen. Dank seiner Strahlkraft und der Unmittelbarkeit der Begegnung mit dem Publikum ist das Theater in besonderer Weise aufgerufen. Die Bühnenfassung für das Landestheater hat Regisseur, Schauspieler und Puppenspieler Richard Panzenböck geschrieben.

Siehe auch Atelier Gespräch: Anthropozän – Oper im arktischen Eis (28. April 2021), Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Helmuth Trischler: https://youtu.be/MSo7u7QwuRs 

Atelier Gespräch: Der Erste Stein - Ein Todsündentanz

Bild: Der Erste Stein © Chris Rogl/Schauspielhaus Salzburg
Bild: Der Erste Stein © Chris Rogl/Schauspielhaus Salzburg

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

14. März 2023, 18.00 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit der Regisseurin Dora Schneider und dem Theologen Ass. Prof. Dr. Frank Walz (Fachbereich Praktische Theologie, Universität Salzburg)

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„Sünde – zu viel des Guten?“ betitelt der Theologe Rudolf Pacik [1] seinen Aufsatz zu den sieben Hauptsünden, denn streng genommen handelt es sich beim ‚klassischen‘ Sündenkatalog – Hochmut, Habsucht, Unzucht, Neid, Völlerei, Zorn, Trägheit – um „Hauptlaster“, das sind ins Negative umgeschlagene Antriebe, also wenn dem Menschen das rechte Maß verlorengeht. Je nach Schwere der Schuld wird zwischen „Todsünde“ und „lässlicher Sünde“ unterschieden. Doch wie erkennt man das rechte Maß? Und hat sich nicht so manches Laster in unserer heutigen Gesellschaft zum normalen Lebensstandard oder womöglich sogar zu einer Tugend entwickelt? Wenn der mehrfach ausgezeichnete Autor Bernhard Studlar (Kleist Förderpreis, Preis des Heidelberger Stückemarktes, Preis der österreichischen Theaterallianz) zum Todsündentanz bittet, darf mit Spannung erwartet werden, wo dieses Auftragswerk des Salzburger Schauspielhauses Akzente setzt und wie es die Grenzen zwischen den Kardinalstugenden und den benachbarten Sünden auf der Bühne verhandelt – subversiv, makaber, grotesk, komisch oder tragisch.

[1] Rudolf Pacik. „Sünde – Zu viel des Guten“, in Sabine Coelsch-Foisner und Michaela Schwarzbauer (Hg.), Leidenschaft und Laster, Wissenschaft und Kunst Band 13 (Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2010), S.3-13.