Wintersemester 2012/13

Atelier Gespräch: Zum Verdijahr – Messa da Requiem

Interdisziplinärer Workshop in Kooperation mit der Salzburger Kulturvereinigung, anlässlich der Konzerte vom 6. – 8. Februar

24. Jänner 2013, 18.00 Uhr
Bibliotheksaula
Hofstallgasse 2-4

Begrüßung: Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Rektor
PD Dr. Daniel Brandenburg: „’…ein schönes, tüchtiges Werk´ – Verdis Requiem und seine Rezeption“
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Dirigenten Alexander Shelley, MMMag. Elisabeth Fuchs und Univ.-Prof. Alois Glaßner 
Musikalische Kostprobe des Mozarteum Quartetts

Verdis Messa da Requiem ist neben seinen großen Opern seine bedeutendste Komposition und eines der am häufigsten aufgeführten Werke des Repertoires für Chor und Orchester. Als Schöpfung eines großen Opernkomponisten war das Requiem schon für den Wiener Kritiker Eduard Hanslick ein „schönes, tüchtiges Werk“, das jedoch ungewöhnlich dramatische Züge aufweist. Ähnlich dachten auch andere Zeitgenossen des Komponisten und machten diesen „Einwand“ zu einem Leitmotiv der Rezeption dieses Werks. Es stellt sich also u.a. die Frage, ob der dramatische Gestus ein etwa im Hinblick auf die Vision des Jüngsten Gerichts bewusst eingesetztes Stilmittel Verdis ist oder nur die Wahrnehmung einer opernversessenen Epoche. In diesem Jahr begehen wir Verdis 200. Geburtstag. Aus diesem Anlass wird das Requiem sowohl von der Salzburger Kulturvereinigung als auch von den Salzburger Festspielen zur Aufführung gebracht


Atelier Gespräch: Das öffentliche Bild

In Kooperation mit dem Museum der Moderne – Rupertinum anlässlich der Ausstellung „Schaufenster zur Sammlung III“

12. Dezember 2012, 18.30 Uhr
Museum der Moderne – Rupertinum
Wiener Philharmoniker Gasse 9)

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit der Kuratorin der Ausstellung Dr. Margit Zuckriegl, dem Künstler Manfred Grübl (Wien) und dem Journalisten Martin Stricker (Salzburger Nachrichten)

Erneut fanden sich die Atelier Gespräche im Museum der Moderne-Rupertinum ein und entdeckten in der aktuellen Ausstellung „Schaufenster zur Sammlung III“, kuratiert von Margit Zuckriegl, viele Anknüpfungspunkte zur Diskussion einer brisanten Thematik. Sabine Coelsch-Foisner führte den Künstler Manfred Grübl und Martin Stricker, Leiter des Ressorts Außenpolitik bei den Salzburger Nachrichten, mit der Kuratorin zusammen und ließ die Problematik „Das öffentliche Bild“ von unterschiedlichsten Seiten beleuchten. Das Bild, das an die Öffentlichkeit dringt, findet diesen Weg auf zweierlei an diesem Abend repräsentierte Arten: Über die Zeitung oder über das Museum. Damit stellte sich bereits die Frage des ästhetischen Werts und dessen moralische Vertretbarkeit: Was adelt ein Bild, das nicht als ein künstlerischen angelegt ist, für das Museum? Ist ein öffentliches Bild schön? Wie schön darf etwa Kriegsfotografie für die Presse sein?

Das Bild als veröffentlichte Pressefotografie fand aber auch in komplexerer Form Eingang in das Gespräch: Margit Zuckriegl hat die Ausstellung rund um eine Arbeit von Manfred Grübl entstehen lassen, die die Ermordung von Anna Politkowskaja zum Thema hat und damit die Schnittstelle zwischen politisch engagierter Kunst und Öffentlichkeit problematisiert. Gerade die Suggestivkraft des öffentlichen Bildes, die sich der Journalist in der Zeitung zu Nutze macht um eine in der Leserschaft schon bekannte Neuigkeit eindrücklich zu illustrieren, reflektiert Grübl in der Installation, die das abfotografierte Portrait der ermordeten Journalisten hinter einem Polizeispiegel verbirgt und so das Spiegelbild des Betrachters direkt in die dargestellten Geschehnisse involviert.

Nicht zuletzt muss sich in der heutigen Zeit der digitalen Medien, deren Möglichkeiten der Verbreitung von Bild- und Textmaterial unerschöpflich scheinen, die Frage nach der Wahrhaftigkeit der in den Bildern vorgestellten Wirklichkeit stellen. In den Berichten aus der Zeitungsredaktion verbirgt sich schließlich auch das Plädoyer zu einem kritischeren, reflektierten Umgang mit den neuen Medien im Alltag.
M.S.


Atelier Gespräch: Zum Verdijahr – Don Carlo

Im Vorfeld des Festspielsommers 2013

10. Dezember 2012, 19.00 Uhr
Bibliotheksaula
Hofstallgasse 4

PD Dr. Yvonne Nilges: „Schillers und Verdis Don Carlo“
Dr. Robert Braunmüller: „Die Eroberung der Boutique: Verdis Don Carlo und die Grand Opéra“
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem
Dramaturgen Rainer Karlitschek

Von den vier Verdi-Opern, die Schiller’scher Provenienz sind, ist der „Don Carlos“ – oder, auf Italienisch, „Don Carlo“ – ganz besonders interessant.

Ihn und Schillers Dramenvorlage verbindet bereits auf den ersten Blick weit mehr als nur der Stoff: Beides sind sehr umfängliche Werke, von beiden existieren verschiedene Fassungen, deren Entstehungs- und Umarbeitungszeit sich jeweils etwa über zwei Dezennien erstreckt. Was ist dies für ein Werk, das der junge Schiller da geschaffen hat, und wie gestaltet sich nun im Vergleich dazu die Opernadaption bei Verdi?
Im Vorfeld der Festspielproduktion im Verdi-Jahr 2013 widmet sich das Atelier Gespräch der letzten großen Schiller-Oper Verdis.

Atelier Gespräche live von uni TV Salzburg


Atelier Gespräch: Zur Eröffnung der Dialoge Luft 2012 – Manfred Trojahn & Matthias Schulz

In Kooperation mit der Stiftung Mozarteum Salzburg

28. November 2012, 18.00 Uhr
Stiftung Mozarteum, Wiener Saal
Schwarzstraße 26

Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit
Manfred Trojahn und Matthias Schulz

Im Jahr 2012 widmen sich die Dialoge in Salzburg einem der vier Elemente: Der künstlerische Leiter Matthias Schulz ordnet alle Konzerte um das Thema Luft. Nicht nur soll die Wahl auf ein griffiges, spannendes und künstlerisch fruchtbares Motto für die Konzertreihe im Dezember fallen, Schulz steht zugleich vor der Aufgabe, einen zeitgenössischen Komponisten und niemand anderen als Mozart unter diesem Leitfaden zu vereinen. Manfred Trojahn ist der diesjährige Composer in residenceund eben diese Wahl wurde nicht übel getroffen: Trojahn hat sich in seinem breiten Oeuvre im Feld der ‚Bearbeitung‘ nicht nur mit Trakl, Michelangelo, Keats und vielen anderen Schriftstellern und Musikern auseinandergesetzt, er fand schon früh – als Kind, um genau zu sein – Zugang zu Mozarts Schaffen. Im Gespräch mit Sabine und Coelsch-Foisner und Matthias Schulz ließ der Komponist in seine Künstlerbiographie blicken und deckte so zugleich die starke Verwobenheit seiner Arbeit mit der musikgeschichtlichen Tradition auf: Angefangen bei Mozart bearbeitete Trojahn das Werk von Beethoven, Schubert und Johann Strauss Sohn. In seinen Eigenkompositionen sieht sich Trojahn ganz in der Neuen Musik verhaftet, doch kann er den Etikettierungen von Künstlergemeinschaften, „die einfach gerne miteinander essen gehen“, wenig abfinden und definiert sich ebenso in Abgrenzung zu seinen Kollegen.

Auf der von den Dialogen etablierten Experimentierplattform wurde Trojahn mit einem Mozart-Fragment der Stiftung Mozarteum konfrontiert und schuf ein neues Werk, das hier seine Uraufführung erleben wird. Nach dem anregenden Einblick in die Werkstatt Manfred Trojahns und die komplexe organisatorische Vorbereitungsarbeit darf das Publikum auf die Konzertabende gespannt sein.
M.S.

Atelier Gespräche live von uni TV Salzburg


Atelier Gespräch: Elfriede Jelinek – Kein Licht

Interdisziplinärer Workshop in Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg anlässlich der österreichischen Erstaufführung

5. November 2012, 18.00 Uhr
Säulenfoyer des Schauspielhauses
Erzabt-Klotz-Str. 22

Dr. Manfred Mittermayer (Leiter des Literaturarchivs Salzburg): „Elfriede Jelineks Kein Licht. Eine literarische Antwort auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima“
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Thomas Oliver Niehaus und der Dramaturgin Birgit Lindermayr 
Anschließend Möglichkeit zum Besuch der Probe

IM STRUDEL DES SPRACHSTROMS

Erstmals widmeten sich die Atelier Gespräche im Wintersemester 2012/13 dem Schauspiel. Dass niemand tagesaktuelles Geschehen künstlerisch so anspruchsvoll aufwerfen kann, konnte Sabine Coelsch-Foisner bereits beim letzten Atelier Gespräch vorausschicken. Um sich allerdings nicht heillos in dem breiten Oeuvre der österreichischen Autorin zu verlieren, bot Manfred Mittermayer, seines Zeichens nicht nur Leiter des Literaturarchivs Salzburg und der Rauriser Literaturtage sondern auch Kenner des Werks von Elfriede Jelinek, zahlreiche Orientierungshilfen. Schnell zeigte sich, wie komplex die Referenz auf unseren Alltag und die Sprachkunst der Autorin miteinander verschränkt sind – im aktuellen Stück bezieht sich Elfriede Jelinek auf die Vorkommnisse in Fukushima im Jahr 2011 und bringt den Versuch einer Annäherung an das Unglück zum Teil ironisch verfremdet in ausschweifenden Sprachtiraden auf die Bühne. Obwohl die Österreich-Premiere von Kein Licht im Schauspielhaus noch auf sich warten ließ, konnten im Gespräch Regisseur Thomas Oliver Niehaus und Dramaturgin Birgit Lindermayr doch einen lebhaften Eindruck von den herausfordernden Probearbeiten liefern. Wie eng die Texte Jelineks miteinander verknüpft sind, konnte Niehaus vor dem Hintergrund seiner Inszenierungen von Ein Sportstück und Raststätte oder sie machens alle (2005 bzw. 2007 am Tiroler Landestheater in Innsbruck) nur bestätigen. Nicht nur intertextuell zeigen sich Ähnlichkeiten, auch der Anspruch an die Schauspieler ist gleichbleibend enorm: Diesmal hat man in der Regie damit zu kämpfen, Untote mit allzu lebendigen Schauspielern bühnenfähig zu machen – besonders in der praktischen Theaterarbeit wird der Grat zwischen Ironie und bitterem Ernst in den Stücken Jelineks sehr schmal.
M.S.

 Atelier Gespräche live von uni TV Salzburg


Atelier Gespräch: Die Fledermaus

Interdisziplinärer Workshop in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

22. Oktober 2012, 19.00 Uhr
Atelier im KunstQuartier
Bergstraße 12a

Univ.-Prof. Dr. Oswald Panagl: „‚Für die Ewigkeit, immer so wie heut …?‘ – Von der unheilen Welt der Fledermaus“
Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Regisseur
Andreas Gergen und Mitwirkenden der Aufführung: Simon Schnorr (Eisenstein) und Tamara Gura (Orlofsky)

EINE NEUE FLEDERMAUS

Schon mehrfach hat sich Andreas Gergen für ein Gespräch mit Sabine Coelsch-Foisner im Rahmen der Atelier Gespräche zur Verfügung gestellt (Kiss me Kate 2010/2011, Sound of Music 20011/12). Am 22.10.2012 stand in den Räumen der Kammerspiele seine Inszenierung der Fledermaus von Johann Strauss am Salzburger Landestheater zur Debatte. Dass sich Gergen, begleitet von Simon Schnorr (Gabriel von Eisenstein) und Tamara Gura (Scheich Orlofsky), für eine aktuelle und „globale“ Lesart der Libretti diverser Werke stark macht, konnte das Publikum zuletzt bei seiner La Traviata Inszenierung erleben. In der Fledermaus verzichte er zwar ausnahmsweise auf ‚Skype‘ als moderne, problematische Kommunikationsform und ähnliche aktuelle Implikationen, doch ist es Gergen erneut darum zu tun, aus dem zeitgenössischen Entstehungskontext des Werkes heraus Bruchlinien und Paradoxien in der Gesellschaftsstruktur aufzuzeigen. Mit dem fundierten und belesenen Impulsreferat vom Salzburger Linguisten und Autor der Einführung zur Fledermaus (Böhlau Wien, 1999) Oswald Panagl wurde nicht nur die kulturgeschichtliche Bedeutung der Operette, sondern auch der genuin subversive Charakter des Librettos von Richard  Genée schlüssig vorgestellt – und damit deutlich, warum Textänderungen an dem zeitlosen Stück für Gergen nur vereinzelt nötig waren. Abgerundet mit einer Gesangprobe aus der Rolle des Prinzen/Scheich Orlofsky, begleitet von Wolfgang Götz, bot sich den Zuhörern eine facettenreiche Darstellung zum vielgehörten und -gesehenen Operettenklassiker von Johann Strauss.

M.S. 

Atelier Gespräche live von uni TV Salzburg


Atelier Gespräch: Faszination Orient

In Kooperation mit der Camerata Salzburg anlässlich der Konzerte am 19. und 21. Oktober

15. Oktober 2012, 18.00 Uhr
Universität Mozarteum
Mirabellplatz 1

Univ.-Prof. Dr. Thomas Hochradner und
Univ.-Prof. Dr. Michaela Schwarzbauer
im Gespräch mit Yu Kosuge und Hansjörg Schellenberger

Anschließend Möglichkeit zum Besuch der Probe im Camerata-Saal.

IM DIENSTE DER MUSIK

Gleich im ersten Zusammentreffen von Wissenschaftlern und Künstlern in der Diskussion im Wintersemester 2012/13 wurde das Motto der Atelier Gespräche zum Programm erklärt: Im Vordergrund stehen einerseits die Künstlerpersönlichkeiten mit ihren Umsetzungen, andererseits die Kunst selbst – und ihre Rezeption. Die Balance zwischen den beiden gilt es jeweils abzuwägen. So kann es keineswegs im Sinne etwa der klassischen Musik sein, sich als Musiker prominent vor das Werk eines Schaffenden zu stellen, meinte Hansjörg Schellenberger, der sich den Fragen der Musikwissenschaftler Michaela Schwarzbauer und Thomas Hochradner stellte. Vielmehr drängt sich dem Dirigenten als auch den professionellen Musikern, wie der am Mozarteum von Karlheinz Kämmerling ausgebildeten Pianistin Yo Kosuge, die verantwortungsvolle Aufgabe einer musikalischen Energievermittlung auf: Gerade am wohl komplexesten Beispiel Mozarts zeige sich die virulente emotionale Vielschichtigkeit von Musik – und diese Emotionalität gilt es zum aufmerksamen Hörer zu transportieren. Entsprechend begeistert umschrieb Schellenberger die Fähigkeit von Yo Kosuge, am Klavier diese Zwiespältigkeit von Mozarts Werk zu evozieren, was die junge Japanerin unmittelbar am bereitstehenden Flügel zu hören gab. Einen runden Abschluss des anregenden Abends bot schließlich die Möglichkeit, an der Probe der Camerata gemeinsam mit Hansjörg Schellenberger teilzunehmen und dessen auch im kurzen Gespräch deutlich gewordene pädagogische Einfühlsamkeit mitzuerleben, also Arbeit mit und besonders für die Musik.
M.S.

Atelier Gespräche live von uni TV Salzburg

Auszug aus dem Atelier Gespräch, veröffentlicht in TATORT Kultur / Atelier Gespräche II, Hg. Sabine Coelsch-Foisner (Salzburg: Pustet, 2013) und auf http://www.hansjoerg-schellenberger.de/interview.html