Wintersemester 2021/22

Atelier Gespräch:
Das Floß der Medusa – eine der großen Katastrophen der Menschheit

Bild: Das Floß der Medusa © Chris Rogl/Rosi Presta/Schauspielhaus Salzburg

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

14.2.2022, 18.00 Uhr
Säulenfoyer, Schauspielhaus Salzburg
Erzabt-Klotz-Straße 22

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit der Moraltheologin Univ.-Prof. Dr. Angelika Walser und Mitwirkenden der Produktion

Das Floß der Medusa spielt auf einen skandalösen Vorfall aus dem Jahr 1816 an, als England die westafrikanische Kolonie Senegal an Frankreich zurückgab. Die französische Regierung entsandte vier Fregatten zum Schutze des überseeischen Besitzes nach Afrika, darunter die Méduse. Als sie auf Grund lief, befahl Kapitän Chaumareys den Bau eines Floßes, weil für die knapp 400 Menschen an Bord zu wenig Boote zur Verfügung standen. Das Floß sollte 150 Menschen aufnehmen und von den Booten an Land gezogen werden. Doch bald wurden die Seile gekappt, das Floß war sich selbst überlassen – es folgten 13 verheerende Tage: Hunger, Meuterei, Totschlag, Kannibalismus, bis am Horizont ein Schiff auftauchte. Théodore Géricaults (1791-1824) Le radeau de la Méduse / Das Floß der Medusa (1819), das heute im Louvre in Paris hängt, wurde zum Inbild einer Katastrophe der Menschheit und Vorbild vieler Bearbeitungen. Der Regisseurin Susi Weber dient der 2017
erschienene Roman Das Floß der Medusa des österreichischen Autors Franzobel als Vorlage ihrer Theaterfassung. Im Atelier Gespräch wird ihre Inszenierung am Schauspielhaus Salzburg im Hinblick auf die ethische und ästhetische Dimension des Stoffs diskutiert.

Atelier Gespräch:
Antje Tesche-Mentzen – Theater Skulpturen

Bild: Königin der Nacht © Antje Tesche-Mentzen

„Es ist fast unmöglich, das Werk von Antje Tesche-Mentzen irgendwelchen zeitgenössischen Strömungen zuzuweisen. Ihre Arbeiten gleichen nur sich selbst, sie sind unverwechselbar.“ (Peter Stein, Skulpturen zu Werken von Richard Strauss, Bruckmann Verlag, 1989) Die in Kiel geborene Malerin und Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen hat eine breit gefächerte künstlerische Ausbildung, die vom Ballettstudium über ein Gesangsstudium an der Musikhochschule München bis hin zur Malerei und Keramik reicht. Seit 1973 hat sie ihre eigene Werkstatt in München und Venedig und seit 1982 erschafft sie lebensgroße Skulpturen aus Keramik und Bronze, für die sie ihre eigene Technik entwickelt hat. Mythische Gestalten wie Orpheus, Daphne und Lilith, große Themen der Weltliteratur, Opernfiguren wie Arabella, Salome und die Königin der Nacht sind ebenso Inspiration für ihre ausdrucksstarken Skulpturen wie ihre vielgestaltige Zusammenarbeit mit dem Komponisten Wilfried Hiller. Das Atelier Gespräch widmet sich ihren Skulpturen zu Theater und Oper aus verschiedenen Schaffensepochen. Antje Tesche-Mentzen zählt zu den bedeutendsten Bildhauerinnen der Gegenwart. Neben internationalen Ausstellungen wurden 2019 ihre Werke bei der Ansbacher Skulpturmeile unter dem Titel „Musik aus Bronze“ gezeigt, 2018 schuf sie für die Musik von Carl Orff Das Rad der Fortuna im Anwesen der Carl-Orff-Stiftung, 2021 stellt sie im Rahmen der Kulturhauptstadt Parma aus, und die Sommer-Konzerte in ihrem Hafendorfer Atelier sind gelebtes Beispiel für die Intensität künstlerischen Zusammenwirkens.


1. „Kunst ist eine Mischung aus Geist und Handwerk“

Antje Tesche-Mentzen bei der Arbeit
Die Künstlerin erklärt den Arbeitsprozess
Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Antje Tesche-Mentzen

2. Erste Bildhauerin bei der Ansbacher Skulpturenmeile

Lilith © Antje Tesche-Mentzen
Zeitlose Figuren, die aus Musik und Literatur schöpfen
Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Antje Tesche-Mentzen


3. Angst vor der Zerbrechlichkeit

Königin der Nacht © Antje Tesche-Mentzen
Große Gestalten der Opernliteratur
Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Antje Tesche-Mentzen

4. Die Macht der Musik

Scriabin, Le divin poème (Acryl, 2013; 0,8x1m)
© Antje Tesche-Mentzen
Musik als wesentliche Inspirationsquelle
Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Antje Tesche-Mentzen

5. Komposition – Literatur – Skulptur

Das Hohe Lied der Liebe (Bronze, 2014; Höhe 2,15m)
© Antje Tesche-Mentzen
Antje Tesche-Mentzen spricht über ihre Zusammenarbeit mit dem Komponisten Wilfried Hiller
Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit Antje Tesche-Mentzen

Atelier Gespräch:
Artus, Letzte Schlacht – Gründungslegende oder Zukunftsparabel?

Sujetbild: Artus, Letzte Schlacht
Bild: Artus, Letzte Schlacht © Chris Rogl/Rosi Presta, Schauspielhaus Salzburg

In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg

8.11.2021, 17.00 Uhr
Säulenfoyer
Schauspielhaus Salzburg,
Erzabt-Klotz-Straße 22

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur und Autor Jérôme Junod, der Bühnenbildnerin Nora Pierer, der Kostümbildnerin Antoaneta Stereva und dem Musiker David Lipp

Atelier Gespräche Aufzeichnung vom UniTV Salzburg

„Es geht nicht mehr (…) Es muss jetzt enden“ – sagt der müde König Artus in Jérôme Junods jüngstem Stück Artus, Letzte Schlacht und erkennt zugleich: „Ich bin ein unmöglicher König“. Herrscher wider Willen, wird er von seiner pragmatischen Gemahlin Guinevere und seinem ruchlosen Seneschall Kay beherrscht, während er selber nichts als den Frieden will. Doch wie lässt sich mit einer rohen Horde blutrünstiger Ritter, einem machtgierigen Bruder und einem wirr faselnden Volk, das sich allzu leicht verführen lässt, eine aufgeklärte Gesellschaft errichten? Der Gral als Zukunftsprojekt geht ebenso ins Leere wie der Ruf nach Veränderung. Junod schält aus Englands Gründungsmythos handfeste Menschen, die herrschen, leiden, siegen und verlieren, um sie wieder in die neblige Vergangenheit zu entlassen. Kein Rat führt aus Krieg und Barbarei, nicht einmal Merlins Zauber. So bleibt dem ratlosen König nur das Gedankengebäude, das er im Grunde ist: die Vision einer besseren Welt, die Angst vor dem vermeintlichen Feind (in Gestalt des Mordred), und der Wille zur geistigen Erneuerung. Gerade weil Artus ein unmöglicher König ist, ist Junods Stück, das weitgehend in Corona-Zeiten entstanden ist, im Kern eine zeitlose Parabel. Bleibt abzuwarten, ob das Unmögliche in seiner eigenen Inszenierung der Uraufführung am
Schauspielhaus Salzburg bloß Einbildung ist, oder doch Eingebung – das Unerreichte oder das Unerreichbare?

Atelier Gespräch:
Macbeth – Musiktheater ohne Liebe?

Sujetbild: Macbeth
Bild: Macbeth © Anna-Maria Löffelberger/Salzburger Landestheater

In Kooperation mit dem Salzburger Landestheater

27.10.2021, 18.00 Uhr,
Bibliotheksaula
Hofstallgasse 2-4

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Bühnenbildner, Regisseur und Autor Alexander Müller-Elmau und der Kostümbildnerin Kirsten Dephoff

Atelier Gespräche Aufzeichnung vom UniTV Salzburg

Guiseppe Verdis Macbeth, basierend auf Shakespeares gleichnamigem Drama (1606), wurde als „l’opera senza amore“ bekannt, nachdem sie 1847 im Teatro della Pergola in Florenz Premiere hatte. Als kürzeste der großen Shakespeare-Tragödien und unmittelbar beeinflusst von den politischen Geschehnissen um den Gunpowder Plot 1605, vereint Macbeth mit aller Intensität die Bluttaten legendärer Herrscher verbunden mit Dämonie und Aberglauben, die Shakespeare Raphael Holinsheds Chronicles (1577) – einer seiner wichtigsten Quellen – entnahm, mit den großen (über-)menschlichen Konflikten der frühmodernen Tragödie. Machtbesessen, mordend, von Schuld und Wahn getrieben und schließlich umnachtet, bot Macbeth Paradestoff für die Opernbühne des 19. Jahrhunderts, wenngleich Verdi entscheidend in die Vorlage eingriff, ein Trinklied, eine ‚Heimat-Hymne‘ und ein ‚Ehekrach-Duett‘ einfügte und den Tyrannen Macbeth den düsteren Mächten des Hexenchors und der Skrupellosigkeit einer furiosen Lady Macbeth aussetzt. Mit Macbeth inszeniert Amélie Niermeyer nach Rigoletto (2014, Salzburger Landestheater) und Otello (2018, Bayerische Staatsoper München) ihre dritte Verdi-Oper. Bereits mit 23 Jahren begann sie ihre Regiekarriere am Residenztheater in München, wurde Oberspielleiterin am
Schauspiel Frankfurt, Generalintendantin am Theater Freiburg und von 2006 bis 2011 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Zuletzt feierte sie große Erfolge als Opernregisseurin an der
Bayerischen Staatsoper und der Wiener Staatsoper. Am Salzburger Landestheater war sie zuletzt 2018 mit Paul Hindemiths Cardillac (Atelier Gespräch dazu unter:
http://www.unitv.org/beitrag.asp?ID=786&Kat=1&SubKat=16).


Atelier Gespräch:
Puppets go Digital – verborgenen Schätzen des Marionettentheaters auf der Spur

Bild: Oberon, Ein Sommernachtstraum © Hinrich Horstkotte/Salzburger Marionettentheater

In Kooperation mit dem Salzburger Marionettentheater

11.10.2021, 18.00 Uhr
Foyer des Salzburger Marionettentheaters
Schwarzstraße 24

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter Philippe Brunner.
Begrüßung durch die Geschäftsführerin Susanne Tiefenbacher und einem Rundgang durch die Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum

Bild: Oberon, Ein Sommernachtstraum © Hinrich Horstkotte/Salzburger Marionettentheater

Atelier Gespräche Aufzeichnung vom UniTV Salzburg

Das Salzburger Marionettentheater – gegründet vom Bildhauer Anton Aicher – hatte 1913 mit Mozarts Bastien und Bastienne seinen ersten öffentlichen Auftritt. Seit nun mehr als 100 Jahren besteht die Tradition des Puppenspiels im Salzburger Marionettentheater und seit 2016 zählt die besondere Spielpraxis zum Immateriellen Kulturerbe Österreichs, ausgezeichnet durch die UNESCO. Laut UNESCO ist das Salzburger Marionettentheater weltweit auch das einzige, das sich Opernproduktionen widmet. Im Sommer 2021 feierte das Theater sein 50-jähriges Bestehen in der Schwarzstraße mit der Wiederaufnahme der damaligen Eröffnungsproduktion Der Barbier von Sevilla und zeigt begleitend im Großen Foyer eine Ausstellung der Figurinen und Kostümentwürfe von Marie-Luise Walek, der Tonmodelle von Josef Magnus und der Bühnenbildmodelle und -skizzen von Günther Schneider-Siemssen. Das Datenbankprojekt CORE – THEATRE | OPERA | FESTIVAL der
Universität Salzburg unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Sabine Coelsch-Foisner digitalisiert und kuratiert künstlerische Produktionsmaterialien. Erstmals wird ein Einblick in die verborgenen Schätze des Marionettentheaters gegeben, die durch dieses digitale Forschungsarchiv einem weltweiten Publikum zur Kenntnis gebracht werden und unschätzbare Materialien für die Wissenschaft erschließen.


Atelier Gespräch:
Rhythm of the Americas

In Kooperation mit der Salzburger Kulturvereinigung
Anlässlich der Salzburger Kulturtage: 26.9. – 19.10.2021

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter der Kulturvereinigung Thomas Heißbauer und dem SIGNUM Saxophon Quartett

Video I: Begrüßung
Video II: Das Programm der Salzburger Kulturtage
Video III: Thomas Heißbauer über Rhythm of the Americas

Das SIGNUM Saxophon Quartett stellt sich vor:

Guerino Bellarosa (Baritonsaxophon), Hayrapet Arakelyan (Altsaxophon), Alan Lužar (Tenorsaxophon), Blaž Kemperle (Sopransaxophon)

Video I: „Reinkarnation der Beatles?“
Video II: Emotion und künstlerische Selbstfindung
Video II: „Das Saxophon ist ein Chamäleon“
Video IV: über Rhythm of the Americas

Atelier Gespräch:
Wunschlos verwunschen – eine soziale Utopie zwischen Extremen

Bild: „Hilfe! Undine geht” © Taschenopernfestival

In Kooperation mit dem 9. Taschenopernfestival – „Hilfe! Undine geht”
29.9.2021, 19.00 Uhr,
Bibliotheksaula, Hofstallgasse 2-4

Sabine Coelsch-Foisner im Gespräch mit dem Regisseur Thierry Bruehl, dem musikalischen Leiter Peter Rundel, der Komponistin Iris ter Schiphorst und der Stimmakrobatin Frauke Aulbert

Atelier Gespräche Aufzeichnung vom UniTV Salzburg

Undine ist nicht von dieser Welt und wie alle fantastischen Mischwesen und Untoten Projektionsgestalt für ideologische und transmediale Umformungen, für Visionen, Utopien und Dystopien. Unter dem Titel „Hilfe! Undine geht“ nimmt sich das Taschenopern Festival 2021 Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ (aus dem Erzählband Das dreißigste Jahr, 1961) zur Vorlage. Bachmann bezieht sich in ihrem Text auf das romantische Kunstmärchen Undine (1811) des deutschen Autors Friedrich de la Motte Fouqué (1977-1843). Auf Grundlage der beiden Erzählungen entstehen für die neunte Ausgabe von Salzburgs Taschenopernfestival unter der musikalischen Leitung von Peter Rundel und inszeniert von Thierry Bruehl vier Musiktheater-Uraufführungen der Komponist*innen Iris ter Schiphorst, Zeynep Gedizlioğlu, Wolfgang Mitterer und Fabio Nieder. Iris ter Schiphorst befragt die Kontraste in Bachmanns Text und schafft stimmakrobatisch eine neue Sicht auf Undine. Worin liegt die „wirklich große verborgene Idee von der Welt“, die doch nie Teil der Welt sein kann – oder bestenfalls medialer Bruchteil? Wozu tritt Camille in dieses Monodrama zwischen Anklage und Begehren, Reden und Sprachlosigkeit,
(Kunst-)Vollzug und Potenzial?